Isolierstation – das war der Name unseres kleinen aber feinen satirischen Blogs, sozusagen dem Vorläufer zu Besserwixer.de – Als heutiges nostalgisches Schmankerl präsentieren wir euch einen offenen Brief an den Internetprovider 1&1 aus dem Jahr 2006.
1 & 1 = 68,13 EUR?!
— Frankster, September 2006
An
Creditreform Koblenz
in.. äh… Koblenz
Betr. Aktennummer 10554718-INK
Alternativ auch: 1&1, dann lieber keins!
Sehr geehrte Credit-Damen und Credit-Herren,
über Ihre Fanpost habe ich mich sehr gefreut! Sie deuten an, dass ich im Vorfeld ihres Schreibens vom 18. September 2006 bereits mehrfach Post von Ihnen erhalten habe. Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen, allerdings wanderte diese – aufgrund des nach Werbung aussehenden Logos auf Ihrem Umschlag – mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit ungelesen in den Papiermülleimer. Einem glücklichen (?) Zufall haben Sie es zu verdanken, dass ich dieses Mal gelangweilt genug war, einen nach „Wir bieten Ihnen den besten Kredit ..blablabla“- aussehenden Brief zu öffnen – und – Oh Schreck, Sie wollen sogar Geld von mir!
Sie kündigen also in Ihrem Schreiben vom 18. September an, dass die 1&1 Internat..sorry, Internet AG nach einer letzten Frist bis zum 23. September 2006 (das dürfte dann wohl heute sein) unverzüglich beim Amtsgericht einen Mahnbescheid gegen meine Wenigkeit beantragen möchte, sollte ich nicht bis dato die von Ihnen einzutreibenden 68,13 EUR auf das Konto Ihrer Wahl überwiesen haben. Auf die dann anfallenden und von mir zu tragenden Anwalts- und Gerichtskosten wäre ich angeblich schon mehrfach hingewiesen worden, was in diesem Fall jedoch nicht stimmt, da mein Papierkorb mich nicht von dem Inhalt der nach Werbepost aussehenden Briefe, die ich täglich entsorgen muss, informierte.
Zudem möchte ich Ihnen mit dem Ihnen zugrundeliegenden Fall gerne eine kleine wahre Geschichte über meinen Vertrag mit der 1&1 Garnichtnett..äh..Internet AG präsentieren: Mein Geschäftsverhältnis mit der 1-1 Indernet AG wurde bereits zum 30.09.2005, also voriges Jahr (kurz nach der Bundestagswahl … Sie erinnern sich? CDU gewählt, SPD bekommen!) schriftlich beendet. Eine Kündigung via eMail schlug bereits 2004 fehl, als genausowenig auf meine Kündigung reagiert wurde wie beim eben angesprochenen letzten registrierten Versuch. Ich bin demnach der vollsten Überzeugung, dass seitens der lustigen Online-Nerds aus Montabaur (toller ICE-Bahnhof, leider unbenutzt, da verwaist) kein Anspruch auf mein hart erschnorrtes Arbeitslosengeld mehr besteht – und zwar schon lange nicht mehr. Schei…benkleister!
Nun, vielleicht mag Sie meine schamlose Beichte überraschen, vielleicht aber auch nicht, denn immerhin kennen Sie Ihre Auftraggeber. Und da kann es scheinbar schon mal vorkommen, dass sich eine Forderung als Null und Nichtig erweist, da eine Frau Niersch (Sie wissen schon, die Tratsche mit dem Ekzem im Gesicht) morgens bei der Nagelpflege aus Versehen den Kaffee umgeschmissen und dabei die Tagespost zu einem …hm… sagen wir mal „unleserlichen Klumpen Altpapier“ verwandelt hat. Dummerweise muss sich unter den Unfallopfern auch mein Kündigungsschreiben, welches ich Ihnen in der Anlage zum bestaunen, weiterkopieren, durchfaxen, wegheften und in fünf Jahren zum Papierhexeln mitgeschickt habe, befunden haben.
An und für sich eine sehr bedauerliche und für Sie zeitaufwändige, für 1&1 ärgerliche und für mich belustigende Angelegenheit. Immerhin wird das jetzt nichts mit dem tollen Inkassoverfahren und der Richter muss sich auch wieder mit langweiligen Wirtschaftsbetrugsfällen in Millionenhöhe beschäftigen anstatt sich unserer 68,13 Euro anzunehmen, doch versetzen Sie sich in einer ruhigen Minute in meine Lage: Kündigung abgeschickt, Dienstleister bucht weiter ab, das einige Monate mit angeschaut, Abbuchung zurückgehen lassen und das Finanzinstitut angewiesen, den Dauerauftrag zu stornieren. Achten Sie da darauf, ob die Innerned AG auch tatsächlich den Erhalt der Kündigung schriftlich bestätigt hat?
Sehen Sie, erwischt!
Doch jeder Briefwechsel hat auch etwas Gutes: Sie haben zehn Minuten Ihrer täglichen Arbeitszeit hinter sich gebracht, ich werde Briefe der Dr. Rödl Creditreform nicht mehr mit Werbemumpitz der Dr. Best-Zahnpflege verwechseln und der Student Hagen Gebhardt, der bereits im Jahre 2004 meinen ersten Email-Kündigungsversuch bei der 2-1=1 AG versehentlich mit dem üblichen „Viagra-Pralle-Möpse“-Spam verwechselt und auf „Nimmerwiedersehen“ über den Datenjordan geschickt hat, durfte im Rahmen seiner neuen Praktikumsstelle bei der Deutschen POST AG auch mal wieder etwas sinnvolles zum Bruttoinlandsprodukt beitragen.
Der Angeklagte plädiert somit ganz klar und deutlich auf „Nicht schuldig“. Sie dürfen aber gerne versuchen, in meinem Namen Ihre etwaig angefallenen Inkassovergütungen und Auslagen bei 1&1 in Rechnung zu stellen – nachdem ich der Firma in den letzten Jahren unzählig viel Kohle für Nix in den Rachen geschleudert habe, haben die sicherlich noch einen großen Überschuss an Geldern, die noch nicht in unsinnige Fernsehwerbung gesteckt wurde.
Dann also noch einen schönen Tag nach Koblenz, ich würde mich freuen, bald nicht wieder von Ihren zu hören (es sei denn Sie hätten ein Jobangebot für mich) und behalten Sie bitte im Hinterkopf, dass 1&1 nicht immer = -68,13 Euro ergibt.
Pleite, arbeits- und chancenlos und trotzdem nicht auf den Mund gefallen,
Ihr
Frankster
Anmerkung: Die Idioten haben sich nach einer weiteren Abmahnung und einer symbolischen Zahlung meinerseits von 1.37 EUR (ergibt quasi vom Forderbetrag abgezogen diabolische 66.66 Euro) nie mehr gemeldet…
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