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Isolierstation Classics: Sturmtief Kyrill

15. Februar 2009

Die Isolierstation – der Vorgänger zu diesem Blog hier – war durch unseren damaligen Mitarbeiter „Champster“ Ken Metze quasi live dabei, als das Sturmtief Kyrill über Deutschland sauste und einiges an Zerstörung hinterlies. Dieses Protokoll führt euch nochmals gut zwei Jahre zurück zur Naturkatastrophe und ihren Folgen … im Osten! ;)


Sturmtief Kyrill – Das Ende Stoibers
(Das Protokoll einer Katastrophe)
Champster, 18. Januar 2007

12:00 Uhr Die Schulen sind geschlossen, die Lehrer informieren die Schüler, dass sie den kürzesten Weg nach Hause nehmen sollen um sicher anzukommen. In Bayern ist es ruhig.

13:00 Uhr An der Universität wird bekannt gegeben, dass ab 14 Uhr alle Vorlesungen und Seminare ausfallen. Der Strom wird abgestellt, die Eisernen Lungen in der Uniklinik werden auf Solarenergie umgestellt, der Rest der Belegschaft rennt weg. Es beginnt zu nieseln. In Bayern wird es unruhig.

14:00 Uhr Die Katastrophe ist da. Die Läden in Halle sind geschlossen, die Marktplatzhändler verschwunden. Auf den Straßen sind nun nur noch kleine Kinder und Hunde. Verliebte machen es sich vor dem Kamin bequem und sichern sich mit Kerzen und Leuchtkondomen gegen einen eventuellen Stromausfall vor. In Bayern ist die Bombe geplatzt. Stoiber tritt zurück.

14:05 Uhr Katastrophenmeldungen auf allen Fernseh-stationen. Der Bayernstaat steht ohne Heiland da, wie soll es weitergehen? Befürchtet werden die 7 Plagen, welche über die Menschheit kommen soll.

14:07 Uhr Ein Reporter aus der CSU Zentrale gibt bekannt: Es wird keine Plagen geben. Stoiber hat dazu schlicht keinen Bock. Die Bahn setzt trotz allem ihren Verkehr aus.

14:30 Uhr Hoffnungsschimmer in Berlin. Die Mauer soll eine eventuelle Flut aufhalten und auch den Wind brechen.

14:35 Uhr Hastig wird ein Konvoi zusammengestellt, der die Mauer wieder aufbauen soll, unerhoffte Unterstützung gibt es von Henrico Frank, er sagt dafür kurzfristig ein Bewerbungsgespräch ab. Sein Kommentar: „Die Gesellschaft geht vor meinen Arbeitsfleiß“

15:00 Uhr Der Mauerbau wurde abgeblasen. Dafür plant man dem zurückgetretenen Bayern-König Stoiber ein Märchenschloss zu bauen. Henriko Frank hat sein Engagement zurück gezogen. Sein Kommentar: „Och nööö“

15:15 Uhr Die Stadt ist Menschenleer. Nur im Medien-zentrum wird noch gearbeitet. Hauptaufgaben dort: – Nachruf auf Ede Stoiber, Nachruf auf Sturmtief Kyrill, Nachruf auf die Internetseite der Wetterdienste, welche allesamt zusammen gebrochen sind.

16:00 Uhr Eine Kuh fliegt an meinem Fenster vorbei. Bin ich denn schon wieder besoffen? Ich sollte eine kühle Dusche nehmen.

16:01 Uhr Ich öffne das Fenster und dusche. Der blasende Wind trocknet mich im selben Augenblick in dem ich eigentlich nass werden müsste. Ich bin fasziniert und öffne eine Flasche Sekt vor guter Laune.

16:05 Uhr In Bayern melden sich die ersten Nachfolger für Stoiber.

16:10 Uhr Stoiber lehnt kategorisch all seine Nachfolger ab und überlegt doch noch einmal zu kandidieren.

16:11 Uhr Die CSU Chefetage plant um Stoiber eine Mauer zu bauen, damit er kein Unheil mehr anrichten kann.

16:30 Uhr Henriko Frank lehnt eine Teilnahme am Mauerbau ab.

16:45 Uhr Wird der Mauerbau um Stoiber wegen schlechten Wetters abgebrochen. Stoiber rettet sich mit Günther Beckstein und Peter Hartz ins Lokal „zum goldenen Gams“, dort planen die drei eine Dienstreise in die Karibik.

17:00 Uhr Soeben fuhr eine Polizeistreife durch unser Wohngebiet: „Meine Damen und Herren, aufgrund der Wettersituation muss ich Ihnen mitteilen, dass *nuschel,nuschel* ausfällt!“ Ich schaue auf den Kalender und überlege, was nun ausfällt: Seniorenbingo? Rudelbums im Bordell? Die Notrufnummern? Ich höre noch einmal genau hin und wieder nuschelt der Beamte an der wichtigen Stelle.

17:10 Uhr Die Medien geben bekannt, dass in Bayern ein Kleinkind von einer Balkontür erschlagen wurde. Seitdem gibt die Polizei die Order auch Kinder ins Haus zu lassen. Von Stoiber spricht nun schon niemand mehr.

17:35 Uhr Mein Radio ist tod. Das letzte, was der Moderator noch sagte: „Bei uns ist der Strom ausgefallen, wir wissen nicht, wielange wir noch mit Notstromaggregat senden können, doch nun erst einmal Robbie Williams“ Robbie kam nicht mehr. Vielleicht auch ganz gut.

17:45 Uhr Das absolute Chaos ist ausgebrochen. Plün-derungen und Massenvergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Der Rudelbums im Puff wurde also nicht abgesagt. Ich habe Hunger und bestelle mir eine Pizza. Nach meinem Gutschein verdient der gute 1.50 Euro an mir und muss dafür sein Leben riskieren. Ich vermisse die Zeit, in der es unter Stoiber noch alles gut war.

18:00 Uhr Die Simpsons kommen. Das Bild ist irgend-wie Gelb. Ich habe erste Gedanken daran, ob nicht vielleicht die Asiaten für den Sturm zuständig sind. Sie sind hinter ihrer Mauer doch sicher. Das waren wir in der DDR auch einmal, doch dann…. ich beginne nun auch noch das alte DDR-Regieme zu vermissen. Der Sturz von Diktatoren klappt eben nur selten reibungslos. Ich vermisse Honni, ich vermisse Stoibi, was is eigentlich mit Hussi? Baumelt er noch? Wenn ja sollte man ihn abknüpfen, nicht dass sein Baum noch umkippt und die Autobahn versperrt.

18:30 Uhr Nun hat auch noch die Deutsche Bahn den Verkehr lahm gelegt. Die Bäume auf den Gleisen würden Überhand nehmen und man wolle keine Kratzer am Lack der Loks provozieren. Ich rufe beim Chinesen an und bestelle mir eine Ente. Ich befürchte mein Pizzabote hat es nicht überlebt.

18:45 Uhr Ich sitze nun in meinem Atombunker, mit Pizza, Ente und Pflaumenwein. Ob ich den heutigen Abend noch überstehe weiß ich nicht, sollte ich gerettet werden bringt mich bitte zur Reha auf die Isolierstation. Dort will ich dann um eine Audienz beim Papst Stoiber betteln. Ich vermisse ihn.

19:00 Uhr Ich schaue aus dem Fenster und mir wird bewusst, dass ich einsam bin. Niemand auf der Straße, kein Auto und kein Flugzeug. Gehöre ich zur überlegenen Spezies des Menschendaseins und ich werde, neben 200-300 willigen Jungfauen, für die Neubevolkerung dieses Planeten zuständig sein? Ceester ist schon seit Monaten weg, Frankster nun auch… damit bin ich wohl der einzige Potente Weltenretter auf diesem, unserem – oder soll ich sagen meinem (??) – Globus.

19:05 Uhr Wenn ich aus dem Fenster sehe ist es Dunkel und Kalt. Und es regnet. Totale Hoffnungslosigkeit macht sich in Halle breit. Nur vereinzelte Freiheitskämpfer fordern mit einer Lichterkette Stoibers Rücktritt vom Rücktritt. Macht weiter, stumme Kämpfer, auf euch Hoffen wir!!!

19:10 Uhr Mir ist ein Witz eingefallen: Wir wird man seine Frau los ohne für eine Scheidung Millionen Cent auszugeben? Schick sie Zigaretten holen und all deine Probleme sind wie weggeblasen.

19:11 Uhr Ich lache immernoch über den Witz. Weine jedoch auch, da ich wahrscheinlich der einzige bin, der ihn je zur Kenntniss nehmen wird. GIBT ES DA DRAUSSEN NOCH INTELLIGENTES LEBEN??

19:25 Uhr Eben hat mich Vodafone angerufen, man wollte mich über einen Tarifwechsel informieren. OK, ich widerhole meine Frage nocheinmal: GIBT ES DA DRAUSSEN NOCH INTELLIGENTES LEBEN???

20:00 Uhr Ich entschließe mich den Tag zu nutzen, gehe zum Auto und rase ein wenig durch die Stadt. So leer wie heute war es nie – und geben wir es doch zu: So gering wie heute war die Gefahr noch nie, dass man geblitzt wird. Und wer weiß, vielleicht sehe ich irgendwo noch das ein oder andere Intelligente Wesen. Ich vermisse Stoiber. Ein wenig. Er war lustig.